Kulturpreis

POTTENSTEIN. Im Rahmen des 100-jährigen Vereinsjubiläums veranstaltete der Fränkische Schweiz - Verein (FSV) am Freitag, 13. Juli 2001 im Bürgerhaus einen Festkommers, in dessen Verlauf (neben der Auszeichnung des Hauptvereins mit der Eichendorf- Plakette) der Arbeitskreis Heimatkunde mit dem Kulturpreis ausgezeichnet wurde.

Zum ersten Mal in der 100-jährigen Geschichte verleiht der FSV seinen Kulturpreis nicht an eine einzelne Person sondern an eine ganze Gruppe verdienter Persönlichkeiten, dem Arbeitskreis (AK) Heimatkunde mit derzeit 43 Mitgliedern. Darunter alle Autoren der insgesamt 29 Publikationen die vom AK Heimatkunde seit 1983 veröffentlicht wurden. Über ein Vierteljahrhundert, so Kulturausschussvorsitzender Walter Tausendpfund in seiner Festrede, hat sich dieser Arbeitskreis in sehr vielfältiger Form um die wissenschaftliche Erforschung der verschiedenen Facetten der Geschichte und des Brauchtums der Fränkischen Schweiz verdient gemacht. Dem Arbeitskreis gelang es auf vorbildliche Weise, das heimatkundliche Wissen in der Region zu bündeln. Zum einen in den beiden Schriftenreihen, die so in anderen ähnlich gelagerten Vereinen nicht zu finden sind und zum anderen in der Gründung und Betreuung der heimatkundlichen Bibliothek, die besonders mit dem Namen des Archivleiters Georg Knörlein verbunden ist.

Großes Lob zollte Tausendpfund dem Leiter des AK Heimatkunde, Dr. Hans Weisel aus Ebermannstadt, der sich, tatkräftig unterstützt von seiner Gattin, mit "ungewöhnlichen Idealismus und schier unerschöpflicher Arbeitskraft" bis heute "in organisatorischer und inhaltlicher Hinsicht" sehr verdient gemacht hat. Der Arbeitskreis wurde 1979 auf Anregung des damaligen Hauptvorsitzenden Fritz Preis gegründet mit dem Ziel, heimatkundlich interessierte Personen zusammen zu führen. Anlass dafür war die Streichung des Faches Heimatkunde aus dem Grundschullehrplan. Da durch Schaffung größerer Mittelpunktschulen die heimatkundlich versierten "Dorfschullehrer" verschwanden, keimte die Befürchtung eines Schrumpfens und allmählichen Schwindens heimatkundlichen Wissens.

Drei wesentliche Aufgaben des Arbeitskreises kristallisierten sich auf seiner Gründungsversammlung am 22. Juni 1979 heraus: die schriftliche Sicherung des oft nur noch bei wenigen Leuten vorhandenen, mündlich überlieferten Wissens; die Herausgabe eigener Schriften - und das Sammeln noch vorhandener, heimatkundlicher Literatur. 40 000 Mark kostete die Herausgabe des ersten Buches "Rund um die Neideck". Die Summe wurde bei den verschiedensten Behörden und Institutionen "zusammengebettelt". Die unerwartet hohen Verkaufszahlen ermöglichten die Herausgabe weiterer (bis heute elf) Bände der Hauptreihe "Die Fränkische Schweiz - Landschaft und Kultur". 1989, anlässlich einer AK-Zusammenkunft in Drosendorf kam man zu dem Entschluss, eine neue, kleine Reihe einzurichten, in der spezielle heimatkundliche Themen in weniger aufwändiger Form publiziert werden sollen. Die Reihe "Heimatkundliche Beihefte" startete im gleichen Jahr mit der Herausgabe der ersten Publikation: "Die Geschichte des Fränkische Schweiz- Vereins", verfasst von der Vereinschronistin Lilly Schottky aus Pretzfeld. Weitere 16 Bände folgten dieser Ausgabe, so dass Arbeitskreisleiter Dr. Hans Weisel bis heute insgesamt 29 heimatkundliche Schriften redaktionell betreuen und beim Erlanger Verlag Palm & Enke herausgeben konnte. Finanziell stehen die Publikationen mittlerweile auf eigenen Füßen.

1981 begann der Ausleihverkehr der Fränkische Schweiz- Bibliothek mit bescheidenen 400 Bänden, die im wesentlichen vom 1980 verstorbenen Georg Strobel aus Nürnberg stammten. Von Anfang an konnten alle Bücher ausgeliehen werden; von Anfang an war Georg Knörlein Leiter der Bibliothek. Eine Besonderheit dieser Spezialbücherei sind die zahlreichen Kopien alter Werke (zur Ausleihe) die sonst nur in Lesesälen großer Büchereien mühsam eingesehen werden können. Eine weiterer "Schatz" besteht aus einer kompletten Kopie des "Wiesentboten", einer Heimatzeitung die von 1898 bis 1943 in Ebermannstadt herausgegeben wurde.

Weit mehr als 10 000 Titel umfasst die Bücherei heute, daneben besitzt sie noch eine umfangreiche Noten- und eine Zeitungsausschnittssammlung. Außerdem führt sie die Zeitschriften fast aller deutscher Gebirgs- und Wandervereine. Die Fränkische Schweiz- Vereins- Bibliothek hat sich mittlerweile zu einem Informationszentrum in Sachen Heimatforschung entwickelt. Sie ist ein beliebter Treffpunkt für all jene geworden, die sich in eigener Forschungstätigkeit mit der Fränkischen Schweiz auseinander setzen. löw