Unser Garten

(Sigrid Ehrlicher)

„Manchmal fallen mir Bilder ein ...“ singt Reinhard Mey in einem seiner frühen Lieder.

Manchmal geht es mir auch so, dann denke ich an heiße, stille Sommertage meiner Kindheit und an einen großen Bauerngarten, eine bunte Wildnis, in der alles wächst, blüht und gedeiht, ein Paradies für ein Kind.

In jüngerer Zeit denke ich an gemütliche Kaffeestunden unter der Linde oder dem Apfelbaum sowie an Gartenfeste, die bis in die Morgenstunden andauern.

Solch einen Garten wünschen sich sicher viele Menschen; zur Erholung, wegen der guten Luft, wegen der Düfte und Farbenpracht der Blumen, als Lieferant von Gemüse, Obst und Beeren. Auch als Bindeglied oder auch als „Trennwand“ zum Nachbarn oder zur Straße erfüllt der Garten eine Aufgabe.

Fangen wir doch gleich beim Zaun oder Einfriedung an:

In früheren Zeiten war ein Gartenzaun dringend erforderlich, um das Federvieh (Hühner, Gänse, Enten und Puten) fernzuhalten. Meist war es ein ganz einfacher Lattenzaun, seltener ein reich verzierter Eisenzaun, der den Blumen- und Nutzgarten vor ungebetenen Gästen schützte.

Diese Funktion kommt heute nur noch wenigen Einfriedungen zu.

Wenn ein Zaun gebraucht wird, sollte er so einfach wie möglich gestaltet werden. Der Holzlattenzaun z. B. ist 110-120 cm hoch, die Hölzer 2,5 cm stark. Die Latten sind gesägt und gehobelt mit rechteckigem Profil, sie sind am oberen Rande abgeschrägt oder laufen spitz zu (konstruktiver Holzschutz). Der Abstand vom Boden beträgt etwa 5 cm.

Die Latten werden unbehandelt verwendet - sind einzelne Latten des Gartenzaunes kaputt, werden sie einfach gegen neue ausgetauscht.

Die Zaunpfosten können aus Holz, Beton oder Sandstein sein. Auf einen Sockel sollte, wenn möglich verzichtet werden, ein weicher, grüner Übergang für kleinere Tiere und Pflanzen zum Straßenraum fällt auch dem Betrachter angenehm auf.

Jägerzäune und „Bonanzaverschläge“ passen nicht in unsere fränkischen Orte.

Verzichten Sie auf bunte Farbanstriche und bauen Sie keine wellenförmigen Felder. Der schönste Zaun ist noch immer der einfachste. Sichtschutz und Abgrenzung zum Nachbarn oder zur Straße kann auch eine Hecke aus gegendtypischen Gehölzen und Sträuchern sein: weißer und blauer Flieder, Jasmin, Holunder, Haselnuß (hier ist nicht die „moderne“ Korkenzieherhaselnuß gemeint), Forsythie, Blutjohannisbeere usw. Bitte denken Sie immer daran: Hecken trennen, Sie stellen einen Sichtschutz her; dahinter kann man sich verstecken. Zäune dagegen verbinden; das „Dorfleben“ findet leichter über den Zaun hinweg statt, in Form von Gesprächen mit vorübergehenden - aber auch beim Tausch von Pflanzen mit den Nachbarn.

Die Gestaltung der Gärten war mehr und mehr zur Modesache geworden. Erst in jüngster Zeit besinnt man sich wieder auf frühere Gartentraditionen und versucht, den alten Bauerngarten zum Leben zu erwecken.

Dieser „Bauerngarten“ bietet zu jeder Jahreszeit ein anderes Bild:

heimische Stauden wie Schleierkraut, Mohn, Rittersporn, Pfingstrosen, Malven, Stockrosen, Tränendes Herz, Akelei usw. wechseln ab mit Sommerblumen wie Ringelblumen - sie darf keineswegs fehlen, Wicken, Löwenmaul, Tagetes, Strohblume, Verbenen, Sonnenblumen, Lilien, Vergißmeinnicht, Kaputzinerkresse, Leinkraut und vielen anderen.

Frühjahrsblüher wie Tulpen, Narzissen und Krokusse aber auch Knollengewächse wie Gladiolen und Dahlien finden ihren Platz.

Natürlich wollen wir auf Rosen, die Königin der Blumen, nicht verzichten. Am besten greifen wir zu den alten bewährten Sorten wie Centifolien und Moosrosen, die uns mit ihrem herrlichen Duft betören.

In diesem Garten ist kein Platz für Rasenkantensteine oder kunstvoll verlegte Pflasterwege. Wir begnügen uns mit gekiesten oder geschotterten Wegen, oftmals dient eine Buchsbaumrabatte als Abgrenzung zum Blumen- oder Gemüsebeet.

In diesem Zusammenhang soll auch der Sitzplatz erwähnt werden. Mit Granitpflaster oder rechteckigen grauen unauffälligen Betonsteinen - verlegt mit möglichst breiter Fuge - paßt er gut in die Gartenlandschaft.

Möblieren wollen wir mit schlichten Holzbänken, Stühlen und Tischen, ohne Schnörkel und sonstige Verzierungen. Auch Kunststoffmöbel und halbierte Baumstämme als Bänke sollten in unserem Garten keinen Platz einnehmen.

Für die notwendige Beschattung des Sitzplatzes sorgt am besten ein Baum. Nichts ist schöner als der Baumschatten, das Spiel der Sonne mit den Blättern, nichts kühlt besser als der Baum, da hier Kühlung durch die Verdunstung auftritt. Wer denkt da nicht an den immer gut besuchten Forchheimer Kellerwald oder an unsere vielen anderen Biergärten.

Auch die Sauerstoff-Produktion und der Nutzen des Laubes als Staubfilter und Lärmschutz sollen hier nicht unerwähnt bleiben.

Je nach Größe des Grundstückes kann für die Sitzplatz-Beschattung eine Buche, Kastanie, Nußbaum oder auch eine Eberesche, ein Rotdorn, ein Zierapfel oder „echte“ Obstbäume, wie Apfel, Birne, Kirsche richtig sein. Bestimmt ist für jeden Geschmack und jede Gartengröße ein geeigneter Baum zu finden. Angst vor dem herbstlichen Laub sollte man allerdings nicht haben - vielmehr soll man sich im Frühjahr am frischen grünen Laub und den Blüten, und im Herbst an den Früchten und der herrlichen Laubfärbung erfreuen und im Winter an den schneebedeckten Ästen.

Wenige Worte zum Rasen: Nicht der Zierrasen sondern eine robuste Grasfläche ist gefragt. Hier sollen Kinder und Erwachsene gehen, spielen und toben können, anstatt nur zu mähen, zu düngen oder Unkraut zu jäten. Ein Teil Spielwiese und ein Teil Blumenwiese, die viel Freude und wenig Arbeit macht, das ist für viele Gärten sicher die ideale Lösung.

Zum Abschluß noch ein Rat:

Autoreifen als Beeteinfassung, Windmühlen, Gummischwäne, Gartenzwerge, Miniaturburgen u.ä. Gestaltungsversuche sind jedem Garten abträglich. Gegen die Natur hat der Kitsch keine Chance!