50 Jahre Kulturwerkstatt Fränkische Schweiz Ehrung von Frau Erika Strigl mit dem Kulturpreis 2024 des Fränkische-Schweiz-Verein

1974 wurde die Bauermalereischule Morschreuth von Mitgliedern des Fränkische-Schweiz-Vereins gegründet und sie gaben ihr den Namen : Volkstumspflegestätte Morschreuth. Sie sollte eine Begegnungsstätte für Menschen werden, die Interesse und Freude am Erhalt kulturellen Gutes hatten. Im ersten Jahr übernahm Frau Elisabeth Hümmer vom AfL die Leitung und die Kurse. Ihr folgte schon 1975 Frau Süllner aus Fürth. Nach dem Tod von Frau Süllner übernahm 1988 deren Tochter Frau Nunn die Leitung, die sie 2011 an Frau Erika Strigl weitergegeben hat. Sie wollen wir heute für ihre Verdienste ehren.

Die Staatlich anerkannte Erzieherin, Erika Strigl, geboren in der Oberpfalz, schreibt über sich : „Mich inspiriert die Landschaft der Fränkischen Schweiz noch immer. Ich kann mich an all den sich windenden Flüssen, den aufragenden Felsen und den malerischen Burgen gar nicht sattsehen. Daraus schöpfe ich die Kraft und die Ideen für meine Arbeit. Ich sehe mich nicht als Künstlerin, sondern als Hobbymalerin, die Freude daran hat, ihre Fähigkeiten weiterzugeben, um gemeinsam mit den Teilnehmern „Altes" zu bewahren, aber auch „Neues" zuzulassen".

Es war 1984, Erika Strigl heiratete und ihr Ehemann sagte: „Mädchen, du brauchst ein Hobby". So kam Erika nach Morschreuth. Zu dieser Zeit verschwendete sie keinen Gedanken daran, einmal Verantwortung für die Organisation des gesamten Betriebes der Malschule zu übernehmen. Erika besuchte in der Malschule jeden Kurs und fand in der damaligen Leiterin Waltraud Süllner aus Fürth eine große Förderin. Parallel dazu besuchte Frau Strigl Lehrgänge in bäuerlicher Malerei an den VHS in Nürnberg, Fürth und in Gera in Österreich.

Wie sie im Interview der Vereinszeitschrift 1/24 sagt: „Der berühmt-berüchtigte Malwurm von Morschreuth hat mich gebissen!" Erika wurde mutiger und übernahm 1988 ihren ersten Anfängerkurs. Auch dazu sagt sie: „Ich weiß nicht, wer aufgeregter war: die Kursteilnehmer oder ich". Ein Jahr später übernahm Erika Strigl bereits 5 Kurse.

Bald darauf, 1990, entdeckte Frau Strigl das Ei als Bildträger und dessen Bearbeitung wurde zu ihrer zweiten künstlerischen Leidenschaft. Vom kleinsten Wachtelei bis zum großen Straußenei erarbeitete sie sich die notwendigen Techniken, um Vögel, Tiere, Hummelfiguren oder bunte Blumen auf diesem besonderen Untergrund plastisch darzustellen. Über viele Jahre machte sie auch für die einheimischen Frauen und Kinder Angebote.

1996 lernte Erika ihren zweiten Ehemann in Morschreuth kennen und heiratete. Sie konnte sich ganz der Malerei widmen. Leider währte ihr Glück nicht lange, denn ihr Mann starb 2011. Danach stürzte sich Erika Strigl mit all´ ihrer Energie in ehrenamtliche Aufgaben und übernahm die Leitung des Kreativzentrums in Morschreuth. Mit dieser neuen Aufgabe kam sie etwas leichter über ihren schmerzlichen Verlust hinweg.

Zwei Jahre später 2013 wurde nach sehr langer Planungsphase das alte und marode Gebäude abgerissen. Der Kursbetrieb musste während der Bauphase in die Ausweichwerkstatt, ins Feuerwehrhaus nach Moggast, ausweichen.

Im September 2014 konnte der Kursbetrieb die nun in „Kulturwerkstatt Fränkische Schweiz" unbenannte neue Arbeitsstätte beziehen, die vom FSV in Kooperation mit der Volkshochschule des Landkreises Forchheim betrieben wird. Unter der Leitung von Frau Strigl fanden seitdem 20 - 25 Kurse jährlich statt. Das Kursangebot erweiterte sich inzwischen auf das Nähen von Herren- und Damentrachten, das Korbflechten, Acryl- und Aquarellmalen und vieles mehr.
Bis Ende 2023 leitete Erika Strigl die Kulturwerkstatt und deren Betrieb. Sie trat nicht einfach ab - nein, sie suchte aus ihrem Verantwortungsbewusstsein heraus und aus ihrer Leidenschaft für die Kulturangebote Morschreuth ihre Nachfolge. Sie wurde fündig und ihre Nachfolge wird sie anschließend selbst vorstellen.

Frau Strigl ist nicht nur in der Kulturwerkstatt für des FSV tätig. Seit 2018 hat sie auch die Verantwortung für den Internetauftritt des Fränkische-Schweiz-Vereins übernommen. Ganz nimmt sie auch nicht Abschied von der Kulturwerkstatt. Sie wird auch weiterhin Kurse in Ostereier- und Holzmalerei anbieten.

Erika Strigl schreibt in einem früheren Text: „Ich war immer schon der Ansicht, dass Traditionen nicht vergessen, alte Techniken und Handwerke nicht verloren gehen dürfen. Und weiter schreibt sie: „Noch immer gehört zu unseren Kursen, dass man sich tagsüber ganz der Kunst hingibt und des abends nach einer kleinen Wanderung in einem der umliegenden urigen Gasthäuser zur Ruhe kommt. Diesen Zweiklang schätzen unsere Gäste, die aus ganz Deutschland kommen und als Kunsttouristen auch die heimische Wirtschaft stärken".

Im schon erwähnten Interview sagt Erika Strigl: „Ich blicke auf 40 Jahre zurück mit Gefühlen des Glücks, weil ich in diese Struktur durch Zufall hineingeraten bin, mich erfolgreich entwickelt und gearbeitet habe, mit Gefühlen der Zufriedenheit, weil ich viele Menschen und diese mich glücklich gemacht haben, mit Wehmut, weil diese schöne Zeit vorbei ist, mit Trauer, weil so viele die mich begleitet haben schon gestorben sind, mit Dankbarkeit, weil ich durch meine treuen Leute die Kraft fand, aus den Steinen, die mir in den Weg gelegt wurden, etwas Schönes bauen konnte, mit Freude, weil ich so viel Spaß hatte und viel gelacht habe, mit Stolz, weil unzählige wunderschöne Dinge bei mir entstanden sind, mit Zuversicht, weil ich eine würdige Nachfolgerin fand und die Kulturwerkstatt weiterhin mit Leben gefüllt wird".

Schön, wenn man so den Stab übergeben kann! Verehrte Frau Strigl, liebe Erika, der FSV-Hauptverein schätzt deine Arbeit sehr und bedankt sich für all´ das, was du bisher für den Verein, für die Region und für die Kursteilnehmer/innen getan hast.

Dafür wollen wir dich mit dem Kulturpreis 2024 des Fränkische-Schweiz-Verein ehren und dir diese sehr verdiente Auszeichnung jetzt übergeben.

Reinhardt Glauber

1. Vorsitzender
FSV-Hauptverein e.V.