Wie alles anfing: 85 Jahre Vereinszeitschrift

FRÄNKISCHE SCHWEIZ. Am 6. Mai 1924 erblickte das Heft „Die Fränkische Schweiz“ das Licht der Öffentlichkeit. Mit dem „offiziellen Organ des Fränkische Schweiz-Verein“ (FSV) begann eine rühmliche Geschichte, die bis heute andauert. „Allenthalben regt sich im deutschen Volke die verstärkte Liebe zur Pflege der Heimat“ steht im Geleitwort zur ersten Ausgabe „das äußerlich vor allem in dem Wiedererscheinen heimatkundlicher Zeitungen zum Ausdruck kommt“. Dem „neuen Trend“ wollte sich der FSV nicht verschließen, schließlich spielten auch wirtschaftliche Interessen des stark ländlich geprägten Gebietes eine immer größere Rolle. Der „Fremdenverkehr“ boomte in jenen Jahren und der „so sehr bevorzugte wunderschöne Landstrich (....) war bisher publizistisch noch viel zu wenig gewürdigt“ heißt es weiter im Geleitwort. Mit dem aus acht bis zwölf A5-großen Seiten bestehenden Heft, das den diversen Ausgaben des „Wiesentboten“ im 14-tägigen Rhythmus beilag, beschäftige man sich in erster Linie mit der Geschichte, der Volks- und Heimatkunde „sowie des Fremdenverkehrs und des Wanderns innerhalb unserer schönen Fränkischen Schweiz“, schreibt der Schriftsteller August Sieghardt aus Nürnberg, der seinerzeit als erster Schriftleiter gewonnen werden konnte. Als profunder „Kenner der Materie“ publizierte er heimatkundliche Hefte, die nicht hinter der Konkurrenz und hier vor allem dem ein Jahr vorher erstmals erschienen „Fränkischen Schatzgräber“ des „Forchheimer Tagblattes“, zurück standen. Beiden heimatkundlichen Beilagen bleib allerdings das gleiche Schicksal nicht erspart: Sie wurden im Zuge der „Gleichschaltung“ durch die Nazis eingestellt. Die FSV-Zeitschrift erschien im Dezember 1933 das letzte Mal, weil sich August Sieghardt, laut FSV-Chronik weigert „Artikel aufzunehmen, die er nicht verantworten konnte und wollte“. Der 1901 gegründete FSV verfügte damals schon über 20 Ortsgruppen und „verwaltete“ laut Chronik „als Fremdenverkehrsgebiet ersten Ranges, alljährlich mehr als 100 000 Fremde“. Damals fiel auf, „dass die wirtschaftliche Erschließung der Gegend durch die Aufteilung in drei Bezirke (heute Landkreise) ungemein erschwert wird“, weshalb man die Forderung aufstellte, „eine einzige Zentralstelle in der Verwaltung zu schaffen, damit diesem Lande endlich eine Hilfe zuteil werden kann“. Wie wir wissen, wurde nichts aus dem „Landkreis Fränkische Schweiz“. Heute wird das Gebiet touristisch sogar von vier Landkreisen „gemanagt“. 1959 gab es einen Neuanfang. Mit der Osternummer der „Zweimonatszeitschrift des Fränkische Schweiz-Verein für Heimatgeschichte, Heimatpflege, Naturschutz und Wandern“ wagte der FSV wieder den Schritt zum „Sprachrohr“. Der Waischenfelder Zahnarzt Dr. Benedikt Spörlein übernahm die Schriftleitung. Worauf der gleichnamige Ort noch heute stolz sein kann. Denn er machte sich auch zum geschichtlichen Sprachrohr seiner Heimatstadt, was sich in zahlreichen Aufsätzen niederschlug. 1965 verstarb Spörlein. Ludwig Waltenberger aus Ebermannstadt, bekannt geworden durch die Herausgabe des Wiesentboten, übernahm das Amt des Schriftleiters für vier Jahre. Seither üben Lehrer das Ehrenamt des Schriftleiters aus. Von 1969 an war es der Bärnfelser Erich Arneth, der auch durch Mundartgedichte bekannt wurde. 1984 übernahm Rainer Dewald aus Ebermannstadt das Amt des Schriftleiters. Seit 1987 ist der Pegnitzer Gymnasiallehrer und Mundartautor Walter Tausendpfund der „Macher“ des viermal jährlich erscheinenden Vereinsheftes mit einer Auflage von über 6000 Exemplaren. Er setzte Schwerpunkte: mit Ortsportraits und Jubiläumsausgaben. Immer schwieriger wird die Finanzierung des Heftes, weil die Anzeigenkunden ausbleiben. Allein im letzten Jahr musste der FSV 17 000 Euro „zuschießen“.

Reinhard Löwisch

Ständiger Kontakt unter Mitgliedern und Freunden des Vereins

Notwendige Kommunikation

Heutige soziale Organisationen, wie eben auch Vereine, deren Mitglieder relativ weit verstreut leben, sind mehr und mehr darauf angewiesen, dass eine stete Kommunikation zwischen den einzelnen Mitgliedern stattfindet. Die Vereinsführung muss ihre Gedanken klar und anschaulich weitergeben, aber auch die Mitglieder müssen ihre Überlegungen in periodisch überschaubaren Zeiträumen artikulieren können.

Bereits im Jahre 1924 begann der Fränkische Schweiz- Verein daher mit der Herausgabe einer eigenen Zeitschrift.

Prägung durch August Sieghardt

Erster Schriftleiter des Fränkische Schweiz- Vereins war der Schriftsteller und bekennende Freund der Fränkischen Schweiz August Sieghardt aus Nürnberg.

Als kreativer und ideenreicher Mann des Wortes verstand er es meisterlich, viele versteckte Winkel und Ecken unserer Region anschaulich vor- und darzustellen. Auch den charakteristischen Menschenschlag dieser Gegend verehrte er in besonderem Maße und er bemühte sich daher, alle möglichen Originale in seinen Texten plastisch zu beschreiben.

Zugleich waren ihm aber auch die Grundideen des Fränkische Schweiz- Vereins ein Herzensanliegen, so dass er sich massiv in die Entwicklung des Vereins einbringen konnte. Neben dem Schutz der Natur war es die klare Zuneigung zu dem Dichter Victor von Scheffel, die er im Vereinsleben verankert wissen wollte.

Als dritte Säule der vereinsinternen Kommunikation pflegte Sieghardt den Informationsfluss zwischen den Ortsgruppen. Vereinsnachrichten teilten mit, was wann wo geschah. So wurde das Vereinsleben belebt und wichtige Anregungen konnten weitergereicht werden.

Sieghardt sah auch bald die massive Gefährdung der Eigenständigkeit des Fränkische Schweiz- Vereins durch den aufkommenden Nationalsozialismus und weigerte sich, in dessen Dienste treten zu müssen.

Schwerer Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg

Nach der Wiedergründung des Vereins im Jahre 1947 zeigte sich sehr bald, dass ohne eine geeignete Zeitschrift der Verein in seinem Innersten nicht lebensfähig war. Die gesellschaftlichen Verhältnisse waren so, dass im Zeichen des Individualismus ein Prozess der Vereinzelung einsetzte, alte Bindungen starben ab und das geistige Band verbindender Ideen verlor sich im lauten Trubel des Neuaufbaus. Neue Formen der Kommunikation, insbesondere Radio und Fernsehen, dominierten mehr und mehr im Alltagsleben.

Die Zeitschrift eines relativ kleinen Vereines musste es daher von Anfang an in diesem vielstimmigen Gewirr sehr schwer haben. Reine Textbeiträge weckten nicht mehr die Lesefreude, Bilder und später auch Farbe mussten eine wichtige Vermittlerrolle übernehmen.

Dr. Benedikt Spörlein 1959-1965, Ludwig Waltenberger 1965-1968

Die Aufgabe des steinigen Neuanfangs fiel dem Zahnarzt Dr. Benedikt Spörlein / Waischenfeld und dem Buchdrucker Ludwig Waltenberger / Ebermannstadt zu. Sie konnten nur langsam, ja geradezu tastend dem Verein wieder ein sinnvolles Sprachorgan aufbauen. Auch das äußere Erscheinungsbild des DlN A-5 Heftes war noch sehr bescheiden, aber insgesamt war die Herausgabe eines solchen Heftes bereits ein mutiger Schritt.

Erich Arneth 1969-1984

Auf den Vorarbeiten der beiden Pioniere konnte Erich Arneth, erst Volksschullehrer, dann Rektor, sehr gut aufbauen. Er gab der Zeitschrift ein neues Titelbild. Alle erinnern wir uns an den Fachwerkgiebel von Erich Müller/Neunkirchen am Brand mit der Aufschrift "Ker bei mir ein men Gast", der in immer neuen Farbgebungen das Titelbild dominierte. Erst ab 1982 tauchen auf der Titelseite Photographien auf. Auch das Format des Heftes wurde nun von Erich Arneth geändert und der quadratischen Form mit 20x21 cm der Vorzug gegeben.

Die Finanzierung des Heftes hing allerdings nun sehr stark vom Werbeaufkommen ab. Daher erhielten Annoncen einen wichtigen Stellenwert bei der Gestaltung des Layouts. Für 15 Jahre prägte er damit nachhaltig das äußere Erscheinungsbild des Fränkische Schweiz- Vereins.

Ludwig Müller, der erfolgreiche Zeitungsverleger aus Erlangen, war über viele Jahre hinweg der erfahrene und stets zuverlässige Nach- Korrektor der Zeitschrift.

Rainer Dewald 1984-1987

Der plötzliche Tod von Erich Arneth im September 1984 traf auch die Vereinsführung des FSV völlig unvorbereitet. Da die Mitglieder aber ihr Vereins- Organ in regelmäßigen Abständen gewohnt waren, musste eine rasche Lösung des schier unlösbaren Problems gefunden werden.

In dieser prekären Situation übernahm Rainer Dewald, Lehrer am Fränkische Schweiz- Gymnasium in Ebermannstadt, die Schriftleitung. Da er selbst von der Größe der Aufgabe stark gefordert war, wurde ihm Walter Tausendpfund als Stellvertreter an die Seite gestellt.

Walter Tausendpfund seit 1987

Nach dem Ausscheiden von Rainer Dewald fiel nun dem bisherigen Stellvertreter die Weiterführung der Schriftleitung zu. Zunächst half ihm dabei Hans-Peter Reck aus Gräfenberg und zur Zeit hat diese Mitarbeit Eleonore Martin aus Bärnfels übernommen,

Die äußeren Grundsätze der Gestaltung eines Heftes waren bisher weitgehend vom Zufall bestimmt. Nunmehr sollten einige Grundlinien die Struktur übersichtlicher werden lassen.

Heftstruktur:

Das Titelbild versucht bereits mit seiner Aussage auf ein Schwerpunkt-Thema des Heftes hinzuweisen. Denn jedes Heft sollte sich in seiner ersten Hälfte zunächst mit einem Schwerpunkt- Thema befassen. Dieser Schwerpunkt kann zum einen eine bestimmte Ortschaft oder eine Kleinregion sein. Hierbei wurde auch Wert darauf gelegt, dass aus diesem Ort oder dieser Gegend eine interessante Wanderung angeboten wird. Schließlich wurden die hier befindlichen FSV- Ortsgruppen aufgerufen, in diesem Zusammenhang aus ihrer Vereinschronik zu berichten.

Traditionell wurde der jeweilige Veranstaltungsort des „Heimattages der Fränkischen Schweiz" (mit Einladung des 1. Hauptvorsitzenden und Programm) zu einem derartigen Schwerpunktthema.

Zum anderen konnten auch die einzelnen Arbeitskreise (z. B. Trachten, Volksmusik, Bauen und Gestalten, Jugendarbeit) und somit die wichtigsten Arbeitsbereiche des Fränkische Schweiz- Vereins zu derartigen Schwerpunkten werden. Aber auch ein Jahresmotto des Vereins kann zu einem zentralen Thema werden wie jüngst der Problemkreis „Wasser-Lebenselixier heute und in Zukunft".

Daneben sollen in dem Heft aber auch solche Aktivitäten des Hauptvereins sowie einzelner Mitglieder oder Ortsgruppen vorgestellt werden, die besonderes Interesse hervorzurufen versprechen.

Schließlich soll das Heft auch ein gemeinsames Band der ansonsten eher zersplitterten Fränkischen Schweiz sein. Zumindest die wichtigsten Veranstaltungen aus dieser Region (z. B. des Fränkische Schweiz- Museums, des Theater­sommers Fränkische Schweiz) sollten rechtzeitig angekündigt werden.

Das immer neue „Abenteuer" der Fertigstellung:

Selbstverständlich war und ist die schließliche Fertigstellung eines jeden solchen Heftes immer irgendwie ein großes Abenteuer. Dies gilt sowohl in finanzieller als auch in redaktioneller Hinsicht:

Besonders wichtig ist es immer wieder, auch die finanzielle Grundlage zu sichern, die immer noch auf der Anzeigen- Basis beruht. Die Anzeigen- Aquisition liegt seit langen Jahren in den bewährten Händen des Neubert- Verlages/Poing. Diese Abhängigkeit vom Werbekunden- Aufkommen wird wohl auch weiterhin so bleiben, obwohl mittlerweile der Hauptverein einen erheblichen Betrag zu jedem Heft zuschießen muss.

Daneben sind die Autoren der einzelnen Hefte nicht immer geschulte Schreibtischarbeiter, so dass die rechtzeitige Beibringung der Beiträge gelegentlich ein großes Problem darstellt. In der Zwischenzeit muss der Schriftleiter seine Nerven unter Kontrolle halten und mit dem Stift in der Hand (oder an der Schreibmaschine) „tatkräftig überlegen", wie er eine eventuelle Lücke möglichst sinnvoll schließen kann (um dann vielleicht seinen inzwischen fertiggestellten „Lückentext" im Papierkorb verschwinden zu lassen).

Dank:

An dieser Stelle sei aber allen ganz herzlich gedankt, die sich immer wieder - auch bei gelegentlichem Zeitdruck - bereit erklärten, aus ihrem Fachwissen zu schöpfen und wertvolle Beiträge - sei es in Form von Texten oder Bildern - für unser Heft zu liefern. Besonderer Dank gilt auch allen Druckereien und deren Belegschaften, die bisher dieses Heft produziert haben und sich immer sehr große Mühe gegeben haben, unser Heft auf ein angemessen hohes Niveau zu bringen.

(Walter Tausendpfund)