Heft 13 - Am Beispiel der Schrüfer

Obwohl sein altbayerisch eingefärbter Dialekt ihn sofort als Nicht-Einheimischen ausmacht – er ist neben vielen amtlichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten hauptberuflich Domprediger in Regensburg – ist die Fränkische Schweiz für ihn kein fremdes Land, wurzeln doch seine Vorfahren im Herzen dieser Landschaft und ein Großteil seiner Verwandtschaft hat diese Grenze auch nicht überschritten und ist bodenständig geblieben.

Der Autor war schon immer, wie er verrät, an der Geschichte großer und kleiner Leute brennend interessiert und er gesteht, hätte er nicht die Theologie zu seiner Lebensaufgabe gewählt, hätte er sicher seine ,,historische Leidenschaft“ zum Beruf gemacht. So musste er sein Hobby nebenher über viele Jahre hinweg in den wenigen freien Stunden, die ihm sein pastorales Engagement übrig ließen, oder während der Urlaubstage umso intensiver betreiben. Der Autor hat sich von der oft dürftigen Quellenlage nicht entmutigen lassen und mit einer Portion Hartnäckigkeit Archive und Standesämter durchforstet, ja durchwühlt. Das umfangreiche Quellenverzeichnis im Anhang des Buches gibt hierüber beredt Auskunft. Es geht ihm nicht allein darum, das bloße, trockene statistische Material aufzuarbeiten, auszuwerten und in seiner Nüchternheit darzubieten, sondern sein Leitprinzip war es, seine Personen einzubetten in ihre Zeit, sie aus dem Hintergrund der sie umgebenden kleinen und großen Welt und ihrer Zeitläufte hervortreten zu lassen, sie nachzuzeichnen und so ihr Handeln auch verständlicher zu machen.

Der Leser erhält Einblicke in den Werdegang einer ganz konkreten Familie aus der Unterschicht der Fränkischen Schweiz vom 30-jährigen Krieg bis zur Gegenwart und damit verbunden in die regionale Kultur- und Landesgeschichte. Das Leben der Menschen war oftmals eine einzige Leidensgeschichte, was auch frühes Sterben zur Folge hatte. Die widrigen Lebensumstände waren häufig geprägt von kaum mehr zu unterbietender schlichter Einfachheit, von Mangel an allen Ecken und Enden. Dies kann den Leser an so manchen Stellen der Schrift erschüttern. Der Autor gibt Einblicke in die Lebensverhältnisse unserer Vorfahren, in die verschiedenen und häufig auftretenden Krankheiten, die Essensgewohnheiten, geht den Fragen der Auswanderung nach Übersee nach, reißt notgedrungen, wenn auch nur in der gebotenen Kürze, die Geschichte verschiedener Orte an. Man kann resümieren, dass mit dieser Fallstudie ein aus unendlich vielen Spuren, ein aus einer Unzahl kleiner und kleinster Mosaiksteine wohl komponiertes historisches Buch mit familiärem Lokalkolorit vorliegt, eine äußerst lesenswerte Schrift, weil seine Aussagen beispielhaft, übertragbar und somit allgemeingültig sind.

Gehen Sie mit dem Autor auf eine Entdeckungsfahrt, hinein in eine manchmal recht spannende Vergangenheit, hinein in den Kernraum der Fränkischen Schweiz mit seinen kleinen Dorfgemeinschaften, schwierigen landwirtschaftlichen, oft nicht einfachen sozialen Verhältnissen und seinen bescheidenen, anspruchslosen Menschen.