Die Ortsgruppe Betzenstein

1. Vorsitzender:

Klaus Reinhardt
Am Brand 8, 91282 Betzenstein

☎  09244 - 985372
  1.Vorsitzender@Heimatverein-Betzenstein.de
 

Aus dem Festvortrag (zum 100-jährigen Jubiläum) über die Geschichte der FSV-Ortsgruppe Betzenstein von Richard Otto:

Gründung des Vereins

Einleitend wies der Redner darauf hin, dass der „Verschönerungsverein Betzenstein und Umgebung”, die Kernzelle der FSV-Ortsgruppe Betzenstein, bereits am 5. Mai 1901, also vor dem FSV-Hauptverein, gegründet wurde. Die Betzensteiner waren somit bei den Vorreitern dieser damaligen Heimatbewegung, die sich in den Anfangsjahren auch eng der Sektion Nürnberg des Deutsch-österreichischen Alpenvereins verbunden fühlte. An der Spitze der Betzensteiner Heimatfreunde stand der Arzt Dr. Werner (auch der Verfasser des bereits oben genannten „Zeiserlfang”-Gedichtes). Er gab auch gleich in seiner Begrüßungsrede1901 die Zielrichtung mit folgenden Worten an: „Die Umgebung Betzensteins gleicht einem großen herrlichen Garten, dem aber noch ein Gärtner fehlt. Dieser muss bestellt werden, der Verschönerungsverein ist es, dem diese Aufgabe eines Gärtners zufällt, der sich bestrebt den Sinn für die Natur dahier zu wecken, der durch Anlage von Wegen, Aussichtspunkten und Bänken Einheimischen und Fremden einen angenehmen Aufenthalt in Berg und Wald verschafft, der aber andererseits durch Fremdenzufuhr unserem Städtchen eine rechte Einkommensquelle sichert.”

Dieser Verein zog auch gleich einige Prominenz an. Hierzu gehörten der Hopfenhändler Georg Barth, dessen Familie von Betzenstein nach Nürnberg gezogen war, sowie der erste Beamte der Region, der königliche Bezirksamtmann Arnold Brinz. Bereits zum Ende des Jahres 1901 konnte der Betzensteiner Heimatverein auf 80 Mitglieder verweisen. Die erste Beitragszahlung an den Fränkische Schweiz-Verein wurde am 16. November 1902 geleistet.

Geschichte bis zum Ersten Weltkrieg

Der Elan der Gründungszeit brachte gleich die Anlage erster Wanderwege und die Aufstellung von Ruhebänken. 1908 entstand zusätzlich auf dem Schmidberg ein Pavillon genau an der Stelle, wo heute der Aussichtsturm steht. Doch 1914, also mit Beginn des ersten Weltkrieges erstarben alle Aktivitäten und ruhten bis 1920.

Die Zeit zwischen den Weltkriegen

Nach dieser Zwangspause musste der Verein neu organisiert werden: der bisherige Vorsitzende Dr. Fischer - seit 1906 an der Spitze des Vereins - war im Kriege gefallen, die übrigen Vorstandsmitglieder lehnten 1920 eine Wiederwahl ab. Neuer Vorsitzender wurde nun Dr. Fr. Häußler.

Die Schäden bei den Erholungseinrichtungen waren unübersehbar, neue Ruhebänke, Wegweiser und Markierungen waren anzubringen. Doch die schleichende und später galoppierende Geldentwertung lahmte zusehends die Vereinsarbeit. So war bereits nach 1924 ein weiterer Neubeginn erforderlich. Dr. Häußler leitete aber trotzdem die Vereinsarbeit und hielt dies bis 1936 bei. Aus dieser Zeit sind hervorzuheben: am 20. April 1930 trat der Dentist Anton Buchner dem Verein bei, 1931 wurden Felsfreilegungen am Stiefelfelsen veranlasst. Lange Zeit befasste sich der Verein mit der Anlage eines „Heldenhains” z. B. am Gerhardsfelsen; umgesetzt wurde diese Idee mit dem Gedenkkreuz unterhalb der Klauskirche. In den dreißiger Jahren beginnt der Verein auseinander zu brechen. Richard Otto stellte resümierend fest: Mit dem Ableben des Vorsitzenden Georg Otto am 7.2.1943 endet im Prinzip die Existenz des Verschönerungsvereins Betzenstein.

Nach der Neugründung

Das Wiederaufleben des Heimatgedankens beginnt in Betzenstein konkret am 26. Mai 1949 auf Initiative des Oberlehrers Leonhard Merz. An diesem Tage erwecken 22 Männer den Verein neu und geben ihm den Namen „Heimatverein Betzenstein und Umgebung”. Neuer Vorsitzender wurde der Baumeister Fritz Lehnes. Zum Aufgaben- Programm gehörten neben den traditionellen Aufgaben Heimatabende, die zu einem gesellschaftlichen Ereignis in Betzenstein wurden. Damit soll ausgedrückt werden, dass der neue Verein auch das kulturelle Geschehen in Betzenstein mitgestalten und zu Ansehen und Beliebtheit führen wollte. Diese Ziele verfolgten auch die weiteren Vorsitzenden Willi Stöhr (1952-1956 und 1965-1980), Oberlehrer Haselhuhn (1956-1959), Johann Heinrich Kolb (1960-1965), Richard Otto (1980-1991), Gernot Huß (1991-1997) und seit 1997 Christa Plischka.

Versuch einer Leistungsbilanz

Versucht man nun die Leistung des Vereins nach 1949 summarisch zu überblicken, gilt es hervorzuheben:

- Beiträge zur Heimatkunde von Betzenstein (Schriftenreihe)
Anton Buchner hat sich der Mühe unterzogen, möglichst viel aus der Geschichte Betzensteins zu Papier zu bringen und so der Nachwelt zu überliefern. Seine Schriftenreihe umfasst immerhin etwa 20 Titel. Hierbei werden u. a. folgende Themen abgehandelt: „Höhlen im Betzensteiner Land ...”, „Burg und Stadt Betzenstein”, Frühmittelalterliche Eisenschmelzstätten in Betzenstein”, „Aus der Erdgeschichte”, „Sagen, Geschichten, Sitten ... Anekdoten aus dem Betzensteiner Land”, „Ehemaliger Hopfenanbau”... Ein besonderes Anliegen Anton Buchners war auch nach dem Kettensturz im Tiefen Brunnen vom 2. August 1955 die Reinigung des Brunnens und die Wiederherstellung dieser besonderen Attraktion am Marktplatz von Betzenstein.

- Jugendgruppe
Bereits im Jahre 1956 ist sich der Verein bewusst, die Jugend aktiv zu fördern. Am 26. Juni wird daher die Aufstellung einer Volkstanz- und Jugendsinggruppe beschlossen und Frau Seitz, Frau Siegert und Frau Reb mit ihrer Leitung und der Einstudierung von Liedern sowie Tänzen betraut.

- Schmidberganlage
In den Jahren zwischen 1970 und 1973 war die Gestaltung der Schmidberganlage eine besondere Herausforderung für den Verein. Auch hier engagierte sich in besonderer Weise Anton Buchner, doch fand er in Kreisbaumeister Wenninger und dem Naturparkverein tatkräftige Förderer. Trotzdem musste der Betzensteiner Verein letztlich 17423,- DM für diese Anlage in Direktmitteln und freiwilligen Arbeitsleistungen aufbringen.

- Wanderwegeorientierungstafeln
Wanderwege, Wegemarkierungen, die Anfertigung von Bänken, Tischen, Treppen, Geländern und dergleichen gehören in unserer Region zu den Kernaufgaben des Fränkische-Schweiz-Vereins. Zwar gibt es Zuschüsse aus dem (inzwischen ausgelaufenen) Programm „Freizeit und Erholung”, doch die konkrete Arbeit muss jedes Jahr erneut von vielen freiwilligen Helfern vor Ort geleistet werden. Betzenstein betreut in der Fränkischen Schweiz ca. 200 km Wanderwege. Der heutige Wanderer verlangt auch immer wieder Orientierungstafeln, um sich im Gelände zurecht zu finden. In den 80er Jahren stellte die Ortsgruppe Betzenstein acht derartige Tafeln auf.

- Singgruppe Weidensees
Ein „kulturelles Kleinod” nannte Richard Otto in seinem Festvortrag diese einzigartige Singgruppe, die der Heimatdichter und Kompositeur Hans Reichel geleitet und immer wieder neu musikalisch ausgerüstet hatte. „Wie oft hat er wohl das Lied ,Die Ofenbank' singen dürfen oder müssen?”, fragte der Referent. Hans Reichel schöpfte unermüdlich seine Ideen aus dem ganz persönlichen Erleben der Heimat, aber auch aus dem Wissen, das er aus seinem Kriegserleben mitbrachte, dass eben diese Heimat auch gefährdet ist und nur zu leicht verspielt werden kann. Mit dem Tod von Hans Reichel erlosch leider dieses einzigartige Stück Heimatliebe für immer, das in Betzenstein und Weidensees bis heute - und wohl auch noch für lange Zeit - unvergessen ist.

- (Frauen-)Singgruppe Betzenstein
Im Jahre 1986 pflegten einige Frauen aus Betzenstein zunächst den Gesang nur privat, später übten sie mit Hans Reichel und auch Frau Angermeier; Margarete Müller motivierte und organisierte unermüdlich. Später kamen auch noch einige Männer hinzu und nun stand die Gruppe, die zu einer der wichtigsten Stützen der Betzen-steiner Heimatabende wurde.

- Dank für unendliche Hilfe
Man darf aber nicht vergessen, dass eine solche Organisation maßgeblich auch davon lebt, dass unermüdlich, stets zuverlässig und selbstlos im Hintergrund zahlreiche Hände mitwirken, dass rechtzeitig eine zünftige Brotzeit auf dem Tisch steht, bei Festen Blumenschmuck angebracht ist, Markierungen und Parkplätze verfügbar sind ...Aber auch die Stadtverwaltung muss mitziehen und sich des Wertes dieser Arbeit bewusst sein. Daneben braucht man aber immer wieder auch freigiebige Spender, die über das übliche Maß hinaus einige zusätzliche Gelder fließen lassen. Dann lässt sich vielleicht auch noch ein Weg finden, wie sich zusätzlich der Oster-brunnenschmuck, der traditionelle Weihnachtsmarkt, eine „Fränkische Weihnacht” in Hüll oder eine Gruppe mit historischen Gewändern für Festzüge gestalten lässt. Betzenstein hat diese Probleme in dem zurückliegenden Jahrhundert gemeistert. Bleibt nur zu hoffen, dass dies auch in der weiteren Zukunft gelingt und die Aufgabe des „Gärtners” der natürlichen und auch geistigen Landschaft weiter ausgeübt werden kann.