Dr. Hellmut Kunstmann

06. Juni 1908 bis 30. Dezember 1979

Dr. Hellmut Kunstmann, in Fürth als Sohn des praktischen Arztes Dr. Theodor Kunstmann geboren, zeigte bereits in der Schule eine große Begabung für Fremdsprachen. Nach dem Abitur wollte er in den diplomatischen Dienst eintreten, studierte jedoch dann auf den Rat seines Vaters hin Medizin. Mit 25 Jahren erhielt er das Doktordiplom und wurde Assistent am pathologischen Institut der Universität Erlangen, des Städtischen Krankenhauses Fürth, sowie der urologischen Klinik Erlangen und Nürnberg. Während dieser Zeit war er Referent der Zeitschrift für urologische Chirurgie in 5 Sprachen. Als Chirurg erlangte er bald einen Ruf als Kapazität; auch aus dem Ausland kamen viele Patienten zu ihm, denen er helfen konnte. 1939 ließ er sich als Facharzt für Urologie in Nürnberg nieder. Er verfasste 17 medizinische wissenschaftliche Arbeiten. Bereits als Kind interessierte er sich für Burgen und Ruinen. Seine Freundschaft mit Dr. Eduard Rühl und seine alte Zuneigung zur Archäologie führten ihn schließlich zur Burgenforschung. Trotz seines großen medizinischen Engagements beschäftigte er sich in seiner Freizeit weiterhin mit den Denkmälern vergangener Zeiten. Als er 1952 heiratete, fand er in seiner Frau Hilde eine treue Lebensgefährtin, die ihm als Mitarbeiterin bei seiner Burgenforschung stets zur Seite stand.

 Nach jahrelanger Arbeit in Archiven und im Gelände erschienen 1953 und 1955 die beiden Bände „Burgen in Oberfranken", die die Besitzverhältnisse, die Baugeschichte und die weiteren Schicksale darlegten. Ab 1964 war er Kreisheimatpfleger in Ebermannstadt und nach der Gebietsreform ab 1972 in Forchheim. Er gründete die Vereinigung der „Freunde der Altstadt Nürnberg" und war bis 1973 deren erster Vorsitzender, somit trug er wesentlich zum jetzigen Bild der Nürnberger Innenstadt bei. Im Rahmen der Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte schrieb er

1965 „Die Burgen der östlichen Fränkischen Schweiz",

1967 „Mensch und Burg - Burgenkundliche Betrachtungen an oberfränkischen Wehranlagen" und

1971 „Die Burgen der westlichen und nördlichen Fränkischen Schweiz" Band l sowie im folgenden Jahr Band 2.

1978 verfasste er „Der Burgenkranz zum Wemstein im Obermaingebiet".

Über 50 Einzelarbeiten über Burgen (z. B. Hiltpoltstein, Stein bei Pegnitz, die Burgen bei Kleinziegenfeld etc.) erschienen in wissenschaftlichen Zeitschriften. 1948 wurde Dr. Kunstmann Wahlmitglied des Internationalen Burgenforschungsinstituts mit Sitz in den Niederlanden, 1958 korrespondierendes Mitglied des Centro Studi e Scambi international! in Rom. An der Academia Leonardo da Vinci in Rom wurde er 1964 Honorarprofessor. Am 4. Mai 1963 wurde ihm für außerordentliche Verdienste das Bundesverdienstkreuz l. Klasse verliehen. 1968 erhielt er den Dr. Ludwig Gebhard Preis der Stadt Bayreuth. Von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde er am 6. Dezember 1969 mit der Medaille „Bene merenti" in Silber für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Burgenforschung ausgezeichnet. Am 8. Juni 1970 bekam er den Bayerischen Verdienstorden. Dann folgten 1972 die Verleihung der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg, 1977 die Medaille für vorbildliche Heimatpflege vom Landesverein für Heimatpflege in München.

Am 30. April 1978 bekam er die Ehrenurkunde von der Arbeitsgemeinschaft für Werbung, Markt- und Meinungsforschung in Luxemburg, im gleichen Jahr die Denkmalsschutzmedaille vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus und schließlich am 13. Mai 1979 das große Goldene Bundesabzeichen des Frankenbundes. All diese Auszeichnungen beruhen auf unermüdlicher Freizeitarbeit. Für den Fränkische-Schweiz-Verein war Dr. Kunstmann Forscher, Mitarbeiter und Freund. Seine Ausführungen in seinen Büchern sind die fachliche Grundlage der gesamten Burgengeschichte in diesem Gebiet. Als Heimatpfleger setzte er sich für die Erhaltung des fränkischen Kulturgutes ein. Seine besondere Liebe galt den Osterbrunnen, die er jedes Jahr besuchte. Der Fränkische-Schweiz-Verein ehrte Dr. Kunstmann bereits am 29. Juli 1967 mit dem Kulturpreis, der ihm in Egloffstein in der Burganlage im Rahmen einer musikalischen Darbietung überreicht wurde. Dr. Kunstmann war ein feinsinniger Mensch, seine Arbeiten haben wesentlich dazu beigetragen, die Fränkische Schweiz bekannt zu machen. Er war stets bedacht, die Kunstdenkmäler in diesem Gebiet zu erhalten. Seine Sachkenntnis trug dazu bei, Baudenkmäler vor dem Abriss zu bewahren. Er scheute weder Mühe noch Zeit, fränkisches Brauchtum zu fördern und zu bewahren. Das Manuskript des 9. Burgenbuches über Wehranlagen des unteren Rodachtales und der Weißmainalb war schon abgeschlossen, als der unermüdliche Forscher unerwartet aus dem Leben gerissen wurde. Wir danken Dr. Kunstmann für seine rastlose Arbeit; er wird auch in Zukunft für uns in seinen Werken weiterleben. (Eleonore Martin)